Nicht am Po kratzen Papa…
Meine kleine Tochter Audrie schaut zu mir hoch und sagt «nicht am Po kratzen Papa, das ist unanständig». Etwas verlegen drehe ich mich um und schaue, ob mich jemand beobachtet oder uns zugehört hat. Zum Glück nicht, erleichtert gehe ich weiter zur Früchteauslage und setze meine Einkäufe fort.
Juckreiz ist ein Hinweis auf fortschreitende Wundheilung. Ausgelöst durch die Neubildung von Zellen, also ein gutes Zeichen, dass sich mein Hinterteil auf gutem Weg zur Besserung befindet.
HOPE 1000 – der Name ist Program
Letzte Woche habe ich am HOPE 1000 teilgenommen, ein Bikepacking Rennen von Romanshorn am Bodensee über alle Berge, Stock und Stein bis nach Montreux am Genfersee. Gemäss dem Reglement muss die vorgegebene Strecke mit dem Rad und ohne externe Unterstützung (selfsupported) absolviert werden. Es ist den Teilnehmenden überlassen, ob sie viel Ausrüstung mitschleppen oder dem mit dem absoluten Minimum losfahren, dabei jedoch nur beschränkt auf unerwartete Ereignisse wie Wettereinbrüche oder allfällige Defekte reagieren können. Ich habe das HOPE 1000 Rennen nach 2017 schon das zweite Mal gefahren, ging dabei aber auf Nummer sicher, so wog mein bepacktes Bike rund 24 kg und zählte zu den schwersten im Feld, was sich vor allem in den Steigungen und vielen Schiebe-Passagen als Nachteil erwies.
Nichts für schwache Nerven…
Soweit möglich führt die Route abseits verkehrsreicher Strassen, nicht selten auf Wanderwegen, was im Gebirge neben den unzähligen Hindernissen in Form von Alpzäunen, Toren und Drehkreuzen auch Kletterspass mit sich bringt. Das hört sich nicht nur abenteuerlich an, sondern erfordert in heiklen Passagen volle Konzentration, da ein Fehltritt oder Ausrutscher in übermüdetem Zustand garantiert fatale Folgen hat. Zur Sicherheit und Kontrolle muss jeder Fahrer ein Sateliten-Tracker mit Notfall-Funktion bei sich tragen.
Der Weg ist das Ziel
Währendem sich die Top-Athleten um eine möglichst schnelle Zeit bemühen, geht es bei den Fahrern im Mittelfeld vor allem um die Erlebnisse auf dem langen Weg nach Montreux. Neben dem Geniessen der landschaftlichen Schönheit unter Tag, zählen die intensive Wahrnehmung der Geräusche und Lichtverhältnisse in der Dämmerung und Nacht zu den eindrücklichsten. Auf dieser Reise traf ich auf Rehe, Gemse, Füchse, Dachse, Marder, Wiesel, Murmeltiere aber zum Glück nicht auf den Wolf, vor den mich ein Bauer bei meiner späten Fahrt im Gebiet bei Habkern etwas Angst einflössen wollte. Der ausgelöste Adrenalinschub kam mir gerade gelegen, da ich mich mit den durchschnittlichen 3 Stunden Schlaf allmählich in einer Art Trancezustand befand, der sich allerdings meist nur in den Essenspausen bemerkbar machte.
Neben einem Depot an Energieriegel und Gels, ernähre ich mich am liebsten in Bäckereien, den unzähligen Berghütten oder Restaurants auf dem Weg. Die kurzen Begegnungen mit so vielen hilfsbereiten Menschen verleihen jeweils einen zusätzlichen Energieschub. Ein genau solcher erlebte ich im Entlebuch bei Finsterwald, wo die 500 km Grenze überschritten wird. Der dort ansässige Hansruedi Fluder spielt jedem Teilnehmenden auf der Trompete sein ganz privates Gratulationsständchen, welches schon von weitem zu hören ist. Ich muss offen gestehen, das hat mich zu Tränen gerührt, so stoppte ich kurz, um mich bei diesem unglaublichen Gentleman zu bedanken.
Diese Motivation begleitete mich bis ins Ziel wo ich nach einem 24h-Schlussspurt in den frühen Morgenstunden nach 5 Tagen 21 Stunden 17 Minuten das Ziel in Montreux erreichte.
Nachwehen und körperliche Beschwerden inklusive
Die extreme Belastung bringt leider auch so einige unerwünschte Nebenerscheinungen mit sich. Dies sind taube Finger und Zehen, verspannter Nacken, Muskelkater und dann eben die leidigen Scheuerstellen am Allerwertesten. Diese verheilen aber zum Glück schnell und machen sich mit einem unangenehmen Juckreiz bemerkbar, welche zum Kratzen verleiten. So ist es gut, nach der Rückkehr meine kleine Tochter beim Einkaufen dabei zu haben, die mich daran erinnert, es tunlichst zu unterlassen.
Links
www.hope1000.ch
Impressionen - Tag 1 + 2
Impressionen - Tag 2+3
Impressionen - Tag 3+4
Impressionen - Tag 4+5
SWISS BIKEPACKER WEEKEND TOUR 2020 von Baden nach Lausanne abgesagt
Nach längerer Reflektion haben wir entschieden, unsere Frühlingstour von Baden nach Lausanne abzusagen.
Folgend unsere Gedanken, welche schlussendlich zu diesem Entscheid geführt haben.
Lockerung JA, Veranstaltungen NEIN
Obwohl ab dem 27. April 2020 vom Bundesrat die erste Etappe der Lockerungen erfolgt, ist es weiterhin nicht erlaubt Events mit grösseren Gruppen zu veranstalten.Socializing vs. Phisical Distancing
Neben dem tollen Tour-Erlebnis, ist einer der Hauptgründe der Tour der soziale Austausch zwischen Gleichgesinnten. Auch wenn wir beim Bikepacking meist mit ausreichend Abstand unterwegs sind, ist es nicht einfach bzw. unmöglich immer den geforderten Abstand zu halten.Gastronomie & Dienstleistungen – Geschlossen
Am zweiten Abend war geplant im schmucken Gruyère ein gemeinsames traditionelles Nachtessen zu geniessen, auch hätten wir wie letztes Jahr da und dort eingekehrt, was mit dem anhaltenden Lockdown der Gastronomie nicht möglich ist.Bikepacker Kodex
Auch wenn wir nicht allzu stark darauf rumreiten wollen, lässt sich die Tour nicht mit unserem Bikepacker Kodex Nr. 3 und 5. Vereinbaren. 3. Nimm RÜCKSICHT auf ANDERE 5. Übernimm VERANTWORTUNG für alle DEINE AKTIVITÄTENObschon ich davon ausgehe, dass die Tour zwei Wochen später durchgeführt werden könnte, wird die Tour nicht ein weiteres Mal verschoben - schade.
Aber nicht traurig sein, am 5. Juni veranstalten wir ja schon die
> 24h Herzschlaufen Challange 2020